Humane Papillomviren (HPV) können nicht nur Gebärmutterhalskrebs fördern. Sie scheinen auch bei Patienten mit Krebs in Mund und Rachen an der Tumorentstehung beteiligt zu sein. Eine Untersuchung aus den USA beleuchtet nun ihre Rolle näher. Als Hauptrisikofaktor für diese Tumoren galt lange allein Tabak- und Alkoholkonsum. Bei immer mehr Betroffenen, vor allem bei jüngeren Männern, lassen sich jedoch Papillomviren als mögliche Auslöser finden. Die Zahl der Krebserkrankungen im Mund- und Rachenbereich, die nicht mit HPV in Verbindung stehen, nimmt dagegen ab, so die Autoren der im Fachblatt "Journal of Clinical Oncology" veröffentlichten Studie.
Am häufigsten trat HPV 16 auf, ein auch bei Gebärmutterhalskrebs als Risikofaktor erkannter Untertyp der Humanen Papillomviren. Während des Untersuchungszeitraums verdoppelte sich die Häufigkeit HPV-positiver Tumoren von Mund und Rachen in der U.S.-amerikanischen Bevölkerung. Die Häufigkeit HPV-negativer Tumoren nahm dagegen ab, weil immer weniger Menschen rauchen und so der Einfluss "klassischer" Risikofaktoren zurückging und weiter zurückgehen wird. Anhand von amerikanischen Krebsregisterdaten rechneten die Autoren die Häufigkeit solcher HPV-assoziierter Tumoren für die nächsten Jahre hoch. Sie schätzten, dass in den USA im Jahr 2020 mehr Menschen HPV-positive Tumoren des Mundrachenraums aufweisen würden, als es Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs gebe.
Ob eine HPV-Impfung auch für Männer in Zukunft das Krebsrisiko senken könnte, muss in Studien untersucht werden. Auch weiß man bisher noch zu wenig über den natürlichen Verlauf einer HPV-Infektion im Mundbereich, über Möglichkeiten der Früherkennung und begleitende Risikofaktoren. Inwieweit sich die Daten aus den USA auf Deutschland übertragen lassen, ist ebenfalls noch unklar.
Hintergrund: Plattenepithelkarzinome in Mund und Rachen
Plattenepithelkarzinome gehen von Zellen des Deckgewebes der Haut oder Schleimhaut aus. Dazu zählen beispielsweise Krebserkrankungen in Mund und Rachen. Fachleute gehen heute davon aus, dass es zwei unterschiedliche Gruppen solcher Tumoren gibt: Lässt sich im Gewebe betroffener Patienten eine Infektion mit Humanen Papillomviren nachweisen, sprechen Fachleute von "HPV-positiv". HPV-positive Tumoren treten eher bei jüngeren Männern auf und scheinen mit der Infektion als Auslöser und damit mit dem Sexualverhalten in Beziehung zu stehen. HPV-negative Tumoren des Mundrachenraums finden sich dagegen meist bei älteren Menschen. Hier gelten Tabak und Alkohol als Hauptrisikofaktoren. Diese Betroffenen haben schlechtere Heilungschancen als Patienten mit HPV-positiven Tumoren.
Zum Weiterlesen
Hintergrundinformationen zu humanen Papillomviren als Krebsauslöser hat der Krebsinformationsdienst im Text "Humane Papillomviren als Krebsauslöser" zusammengestellt.
Bei welchen Krebsarten humane Papillomviren beteiligt sein können, darüber informiert der Text "Bei welchen Krebsarten ist HPV beteiligt?".
Im Kapitel "HPV-Impfung" finden sich Informationen zur Impfung gegen Infektionen mit humanen Papillomviren.
Die Ergebnisse der Studie sind in englischer Sprache in der Fachzeitschrift "Journal of Clinical Oncology" veröffentlicht: Chaturvedi AK, Engels EA, Pfeiffer RM, Hernandez BY, Xiao W, Kim E, Jiang B, Goodman MT, Sibug-Saber M, Cozen W, Liu L, Lynch CF, Wentzensen N, Jordan RC, Altekruse S, Anderson WF, Rosenberg PS, Gillison ML (2011). Human Papillomavirus and Rising Oropharyngeal Cancer Incidence in the United States. The Journal of Clinical Oncology. Online vor Print 3. Oktober 2011. doi: 10.1200/JCO.2011.36.4596
Informationen zum SEER-Programm finden Interessierte in englischer Sprache unter http://seer.cancer.gov/, speziell zum "Residual Tissue Repository (RTR) Program" unter http://seer.cancer.gov/biospecimen/.