Als 2008 Harald zur Hausen den Nobelpreis für Medizin erhielt, gerieten die humanen Papillomviren, kurz HPV, eine zeitlang in den Fokus der Öffentlichkeit: Der Arzt und Wissenschaftler zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum erhielt die hohe Auszeichnung für seine Entdeckung, dass bestimmte Papillomviren Gebärmutterhalskrebs verursachen. Auf der Grundlage seiner Ergebnisse konnte die Rolle dieser Erreger bei der Krebsentstehung aufgeklärt werden. Damit war die Basis gelegt für die Entwicklung von Impfstoffen, die vor einer Infektion mit krebserregenden Papillomviren und damit vor Gebärmutterhalskrebs schützen.
"Viele Bereiche der HPV-Forschung sind derzeit in einer besonders spannenden Phase. So zeigen erste Ergebnisse australischer Kollegen, dass die Impfung wirkt", freut sich Lutz Gissmann aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum, einer der Organisatoren der Berliner Tagung. Australien war 2007 eines der ersten Länder, das ein flächendeckendes HPV-Impfprogramm etablierte. Erste Auswertungen dieses Programms belegen nun, dass die Impfung nicht nur unter den streng definierten Bedingungen einer klinischen Studie wirkt, sondern auch bei Anwendung in der breiten Bevölkerung: Bei jungen Mädchen, die sehr früh und damit vor der Aufnahme erster Sexualkontakte geimpft wurden, ging die Zahl der Krebsvorstufen um 60 Prozent zurück. Diesen Trend bestätigt auch der signifikante Rückgang an Genitalwarzen um 73 Prozent nach Impfung mit dem tetravalenten Impfstoff Gardasil®.
Bereits diese ersten Daten widerlegen vielfach geäußerte Bedenken gegen die Wirksamkeit der Vakzine: Das Immunsystem der Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren ist entgegen mancher Befürchtungen sehr wohl in der Lage, die Virusinfektion abzuwehren. Außerdem zeigt der Rückgang an Krebsvorstufen, dass nach "Vertreibung" der Hochrisikotypen HPV16 und 18 durch die Impfung offenbar keine anderen krebserregenden HPV deren Nische einnehmen.
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Fast 2000 Wissenschaftler aus 78 Nationen treffen sich vom 17. bis 22. September im Berliner Kongresszentrum ICC, um neueste Forschungsergebnisse über krebserregende humane Papillomviren und die mit diesen Erregern assoziierten Erkrankungen auszutauschen.
Die vollständige Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 16.09.2011 kann im Internet noch im Archiv abgerufen werden unter www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/archiv.php.
Wie viele Männer sind mit welchen Humanen Papillomviren infiziert? Verursacht HPV auch weißen Hautkrebs? Ist das HPV-DNA-Screening kosteneffizient? Keine Vorbeugung, keine Früherkennung, kaum Behandlungsmöglichkeiten: Gebärmutterhalskrebs in Afrika. Zu wichtigen Themen der 27. Internationalen Papillomavirus-Konferenz informiert auch eine weitere Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 19.09.2011.
Interessierte finden zudem auf den Seiten des Krebsinformationsdienstes zahlreiche Informationen rund ums Thema:
Hintergrundinformationen zu humanen Papillomviren als Krebsauslöser hat der Krebsinformationsdienst im Text "Humane Papillomviren als Krebsauslöser" zusammengestellt.
Bei welchen Krebsarten humane Papillomviren beteiligt sein können und welchen Stellenwert der HPV-Test hat, darüber informiert der Text "Bei welchen Krebsarten ist HPV beteiligt?".
Im Kapitel "HPV-Impfung: Schutz vor Gebärmutterhalskrebs?" finden sich Informationen zur HPV-Impfung.
"Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung": Unter diesem Link finden Interessierte Informationen rund um die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs.
Informationen für Betroffene, Angehörige und Interessierte über Gebärmutterhalskrebs finden sich unter folgendem Link: "Gebärmutterhalskrebs: Das Zervixkarzinom".