Ein leichtes Krafttraining kann Lymphödemen nach einer Brustkrebserkrankung vorbeugen und schadet auch nicht, wenn es richtig durchgeführt wird. Das zeigt eine aktuelle US-amerikanische Studie mit Patientinnen mit Mammakarzinom.
Dieses Ergebnis widerspricht der immer noch weit verbreiteten Meinung, Betroffene sollten sich möglichst schonen und insbesondere Sport vermeiden, um Schwellungen des Arms auf der operierten Brustseite zu vermeiden.
Studienaufbau: Weniger Lymphödeme in der Sportgruppe
Werden Lymphabflusswege unterbrochen, sammelt sich Flüssigkeit im Gewebe an: Bei Krebspatienten treten Lymphödeme als Folge von Lymphknotenentfernungen und Bestrahlungen auf oder werden durch den Tumor selbst verursacht. Brustkrebspatientinnen sind vor allem von Schwellungen des Arms auf der operierten Seite betroffen.
Autoren der aktuellen Publikation sind Wissenschaftlerinnen der Universität von Pennsylvania und des dortigen Abramson Krebszentrums. An ihrer Studie nahmen 154 Brustkrebspatientinnen aus dem Großraum Philadelphia teil, bei denen die Diagnose Brustkrebs zwischen einem und fünf Jahren zurücklag. Den Frauen waren bei ihrer Operation mindestens zwei Lymphknoten im Bereich der Achselhöhle zu diagnostischen Zwecken entnommen worden. Keine der Probandinnen wies zu Beginn der Untersuchung ein Lymphödem auf.
Die Forscherinnen teilten die Brustkrebspatientinnen in zwei Gruppen auf: eine Sportgruppe und eine Kontrollgruppe. Patientinnen der Sportgruppe gingen ein Jahr lang zweimal pro Woche für 90 Minuten zum Krafttraining in ein Fitnessstudio. In den ersten 13 Wochen trainierten sie mittels Hanteln und Fitnessgeräten in Kleingruppen unter der Anleitung von Trainern, danach selbstständig ohne Trainer. Die Gewichte wurden langsam, aber stetig gesteigert. Die Frauen der Kontrollgruppe machten kein Krafttraining und schonten ihre Arme.
In der Sportgruppe entwickelten nur 8 von 72 Patientinnen (11 Prozent) ein Lymphödem. In der Kontrollgruppe war dies bei 13 von 75 (17 Prozent) Frauen der Fall. Bei Frauen, denen fünf oder mehr Lymphknoten entfernt worden waren, fiel der Unterschied noch deutlicher aus: Mit Krafttraining zeigten nur 3 von 45 Frauen (7 Prozent) Symptome eines Lymphödem, dagegen 11 von 49 Frauen (22 Prozent) in der Kontrollgruppe.
Die Forscherinnen weisen darauf hin, dass weitere Studien notwendig sind, um einen Nutzeffekt des Trainings zu belegen. Ihnen ging es vorrangig darum, die generelle Angst vor körperlicher Betätigung etwas zu mindern. Die Gefahr eines Lymphödems sollte trotzdem nicht unterschätzt werden: Laut der "Interdisziplinären S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms" von 2008 erkranken zwei bis drei von zehn Brustkrebspatientinnen an einem solchen Lymphödem.
Zum Weiterlesen
Informationen zum Thema Lymphödem finden sich beim Krebsinformationsdienst im Text "Lymphödeme bei Krebspatienten". Welche Rolle Sport in der Krebsnachsorge spielen kann, schildert der Text "Sport und Bewegung nach Krebs".
Für Interessierte und Fachkreise
Die Originalstudie wurde in englischer Sprache in der Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht: Schmitz K et al. (2010): Weight Lifting for Women at Risk for Breast Cancer-Related Lymphedema. The Journal of the American Medical Association (JAMA) 2010; 304 (22): 2441-2548.
Hintergründe zur Brustkrebstherapie und zur Rehabilitation bietet die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Senologie von 2008 unter www.senologie.org, Stichwort "Leitlinien", Stichwort "Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms".