Steigern Blutdruckmittel das Krebsrisiko? Nein, so lautet die aktuelle Antwort einer internationalen Forschergruppe, die eine Meta-Analyse von insgesamt 70 Studien zum Thema durchgeführt hat.
Die Wissenschaftler aus den USA, Norwegen, Israel, Dänemark und Großbritannien griffen für ihre Neuberechnung auf die Daten von insgesamt mehr als 324.000 Patienten zurück. Sie prüften, wie sich die Einnahme gängiger Mittel gegen Bluthochdruck oder "Hypertonie" auf das Risiko der Studienteilnehmer auswirkte, an Krebs zu erkranken und daran zu sterben.
Unter den erfassten Substanzen waren auch die in Deutschland am häufigsten eingesetzten Medikamente gegen Hypertonie vertreten, etwa Diuretika, Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Kalziumantagonisten oder auch Mittel aus der Gruppe der sogenannten Sartane (AT1-Antagonisten).
Auch Arzneimittelkombinationen untersucht
Die Forschergruppe konnte auch mit umfänglichen Neuberechnungen für die einzelnen Medikamente kein Krebsrisiko belegen. Sie widersprechen damit den Aussagen einer Publikation, die im Sommer 2010 erschienen war: Deren Autoren hatten vor allem für die Sartane eine, wenn auch leichte, Steigerung der Krebsrate gefunden.
Wesentlich zurückhaltener sind die Wissenschaftler allerdings, was bestimmte Kombinationen von Bluthochdruckmedikamenten angeht: Bei der Anwendung von Sartanen plus ACE-Hemmern lässt sich ein Krebsrisiko nicht ausschließen. Zieht man die aktuell gültige deutsche Leitlinie zur Behandlung von Bluthochdruck heran, wird diese Medikamentenkombination allerdings von vornherein nicht mehr empfohlen.
Weitere Informationen
Für Bluthochdruckpatienten, die oft über lange Zeiträume Medikamente benötigen, ist die Klärung möglicher Nebenwirkungen und Langzeitfolgen besonders wichtig. Allgemeine Hintergrundinformationen bieten im Internet beispielsweise die Deutsche Hochdruckliga/ Deutsche Hypertonie Gesellschaft unter www.hochdruckliga.de.
Bei der Auswahl geeigneter Arzneimittel lässt sich die individuelle Abwägung von Nutzen und Risiken durch Informationen aus dem Internet nur ergänzen, nicht ersetzen: Das Gespräch mit den behandelnden Ärzten steht an erster Stelle.
Wie Risiken und Nebenwirkungen von Arzneimitteln heute erforscht werden, hat der Krebsinformationsdienst im Text "Medikamente und Krebsrisiko: Gefahr auf Rezept?" in allgemeiner Form zusammengestellt.
Für Interessierte und Fachkreise
Die aktuelle Meta-Analyse zu Bluthochdruckmitteln wurde am 30. November 2010 vorab im Internet veröffentlicht, in englischer Sprache:
Bangalore S et al. (2010): Antihypertensive drugs and risk of cancer: network meta-analyses and trial sequential analyses of 324 168 participants from randomised trials.
The Lancet Oncology, DOI:10.1016/S1470-2045(10)70271-0
Die aktuell gültigen "Leitlinien zur Behandlung der arteriellen Hypertonie" wurden 2008 von der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertonie Gesellschaft herausgegeben, sie sind abrufbar unter www.leitlinien.net.