Vor rund sechs Jahren geriet eine bis dahin gängige Behandlung gegen Wechseljahresbeschwerden in die Kritik: In mehreren großen Studien konnte gezeigt werden, dass die Hormonersatztherapie mit Östrogenen und Gestagenen das Brustkrebsrisiko deutlich steigert. Weltweit haben seitdem sowohl Behörden wie auch Fachgesellschaften mit Warnhinweisen reagiert, die Verschreibungszahlen für Hormone gegen klimakterische Beschwerden sind gesunken. Frauen der betroffenen Altersgruppen suchen nach anderen Möglichkeiten, gegen Hitzewallungen, Schlafstörungen und weitere Begleiterscheinungen einer nachlassenden körpereigenen Hormonproduktion vorzugehen.
Wo sich Beschwerden gar nicht anders lindern lassen, gilt die Behandlung zwar nach wie vor als angezeigt. Die Hormone sollten allerdings nur so kurz und so niedrig dosiert wie möglich angewendet werden.
Studie an 900.000 dänischen Frauen
Nun hat eine dänische Studie gezeigt, dass eine Hormonersatztherapie mit Östrogenen oder einer Östrogen-Gestagen-Kombination auch das Risiko steigert, an Eierstockkrebs zu erkranken. In früheren Studien hatte sich der ungünstige Einfluss der Hormongaben auf die Entstehung dieses auch als Ovarialkarzinom bezeichneten Tumors bereits angedeutet. Der Zusammenhang konnte nun erneut belegt werden.
Die Autorinnen der aktuellen Veröffentlichungen in der Fachzeitschrift JAMA hatten rund 900.000 gesunde dänische Frauen zwischen 50 und 79 Jahren in ihre Untersuchung aufgenommen und über acht Jahre nachbeobachtet. Innerhalb dieser Zeitspanne entwickelten rund 3.000 Frauen ein so genanntes Ovarialkarzinom, also einen Tumor der Eierstöcke.
In der Auswertung wurde deutlich, dass Frauen, die nie eine Hormontherapie erhalten hatten, das niedrigste Erkrankungsrisiko aufwiesen.
Bei Frauen, die zusätzliche Hormone anwandten, stieg das Risiko dagegen parallel mit der Einnahmedauer. Setzten sie die Behandlung ab, normalisierte sich ihr Risiko innerhalb von zwei Jahren wieder.
Unterschiede zwischen einzelnen Medikamententypen oder Kombinationen oder der Art der Anwendung als Pflaster oder Tablette ließen sich nicht erkennen.
Die dänischen Wissenschaftlerinnen fordern daher, in Zukunft in die Risiko-Nutzen-Bewertung einer Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren nicht nur das Brustkrebsrisiko, sondern auch das Risiko für Eierstockkrebs mit einzubeziehen.
Weitere Informationen
Der Originalartikel von Lina Steinrud Mørch, Ellen Løkkegaard und Anne Helms Andreasen und ihren Kollegen ist in der englischsprachigen Fachzeitschrift JAMA erschienen (JAMA. 2009;302(3):298-305, doi:10.1001/jama.2009.1052).
Einen Überblick über die heute anerkannten Risiken der Hormonersatztherapie sowie über Möglichkeiten, klimakterische Beschwerden ohne Krebsrisiko zu lindern, bietet der Krebsinformationsdienst im Text "Wechseljahre und Hormonersatz".